Bei schönem Wetter am vergangenen Samstag, 17. Mai, öffneten Labore, Werkstätten und Seminarräume ihre Türen und boten einen Blick hinter die Kulissen von Wissenschaft und Technik. „Das ist echter Wissenstransfer – zum Anfassen, Ausprobieren und Mitmachen“, freuten sich viele Gäste, darunter auch Ehemalige, über das abwechslungsreiche Programm.
Auch Studieninteressierte nutzten den Tag der offenen Tür, etwa ein junger Mann, der an der Hochschule Rottenburg seinen Bachelor gemacht hat und in Lemgo seinen Master machen will. Er habe zwar eine weite Anreise gehabt, aber der Studiengang „Master Produktion und Management“ an der TH OWL sei so einzigartig. Er wolle unbedingt noch weiter studieren und sich qualifizieren. Mitarbeitende an beiden Standorten hatten den Eindruck, dass viele Studieninteressierte, entweder mit ihren Eltern oder mit Freunden, zu Gast waren.
In Detmold sorgten unter anderem der Ausblick bis zum Hermannsdenkmal aus dem Heißluftballonkorb am Baukran, kreative Mitmachaktionen rund um Architektur und Bauingenieurwesen sowie Einblicke in digitale Planung per Augmented Reality für Begeisterung. Auch die erste Einbauküche Deutschlands – die „Frankfurter Küche“ – und ihre gesellschaftlichen Hintergründe stießen auf großes Interesse. Im Fachbereich Medienproduktion konnten Gäste erleben, wie eine Fernsehproduktion entsteht, der Redaktion des Campusradios Triquency über die Schulter schauen oder im Kurzfilmkino studentische Filmkunst genießen.
Große Aufmerksamkeit bekam auch der Brücken-Crashtest: Zehn studentische Teams traten mit selbstgebauten Brücken aus vorgegebenen Materialien gegeneinander an. Ziel war es, eine möglichst leichte und gleichzeitig stabile Konstruktion zu schaffen. Um 12 Uhr wurde es ernst: Unter Jubel zeigte sich, welche Brücke am meisten aushielt. Das Team von Johanna Specht, Linus Moersener und Andre Marx erreichte den ersten Platz – ihre Brücke hielt einer Belastung von 4,2 kN stand – bevor sie nachgab. Das Crashtest-Happening wurde vom Förderverein Bauingenieurwesen e. V. unterstützt, der das Event mit 1.000 Euro förderte und damit ein Preisgeld von 500 Euro für das Siegerteam ermöglichte.
Der Tag der Innenarchitektur der AKNW, der zeitglich am Campus in Detmold stattfand, brachte ebenfalls eine Reihe von Interessierten aus der Praxis in die Seminarräume und Labore. Im nur wenige hundert Meter entfernten KreativInstitut.OWL (KIO) stand die Technik der Zukunft im Mittelpunkt: Wer wollte, konnte das Hermannsdenkmal als 3D-Hologramm erleben oder sich in eigens programmierten Spielen verlieren. Gleich nebenan gewährte das große Greenscreenstudio der Medienproduktion exklusive Einblicke in eine laufende TV-Produktion: Hier durften die Gäste selbst Teil des Bildes werden, Regie erleben, Kameraarbeit testen. So wie Nina: Die 17-Jährige interessiert sich für audiovisuelle Medien und war bei der Dolly-Fahrt nicht nur live dabei, sondern auch selbst vor der Kamera. „Ich weiß schon länger, dass ich Medienproduktion an der TH OWL studieren möchte“, erzählt sie begeistert. „Aber heute hat mich das noch mal richtig überzeugt.“
Natürlich auch der Lemgoer Campus zeigte sich wieder von seiner besten Seite: Technisches Know-how zum Mitnehmen bot die CNC-Drehmaschine, auf der individuelle Schachfiguren gefertigt wurden, ebenso wie die kostenlose Wasseranalyse oder der Feldroboter vom Sustainable Campus Höxter, den man sogar selbst fernsteuern konnte.
Wer Lust auf Bewegung hatte, testete ein Lastenrad aus Holz oder probierte sich im Handballwurf am Glücksradstand des Handball-Bundesligisten TBV Lemgo. Die zehnjährige Judy hatte hier besonderes Glück und gewann Tickets für ein Handballspiel. Begleitet wurde die kleine Gewinnerin von ihrer Mutter und ihren Geschwistern. Die Familie stammt aus Saudi-Arabien. Die Mutter interessiert sich besonders für ein Studium der Lebensmitteltechnologie oder der Medizin- und Gesundheitstechnologie an der TH OWL. „Beide Fachbereiche bieten vielfältige berufliche Perspektiven und werden in Zukunft stark nachgefragt sein. Ich kann es kaum erwarten, das erforderliche Sprachzertifikat zu erwerben und mich an der Hochschule einzuschreiben“, erklärt sie begeistert.
Falk Willecke war mit seiner Mutter und seinen zwei jüngeren Brüdern ebenfalls zum Tag der offenen Tür gereist: „Ich komme aus dem Sauerland, aus der Nähe von Arnsberg, und mache gerade mein Fachabi nach meiner Ausbildung zur Fachkraft für Abwassertechnik. Der Studiengang Umweltwissenschaften in Höxter interessiert mich sehr – deshalb bin ich heute zum Tag der offenen Tür nach Lemgo gekommen, um mir vor Ort ein Bild von der Hochschule zu machen“, berichtete der 20-jährige.
Diesen Aktionstag nutzte die 19-jährige Julia zum Schnuppern: „Ich mache gerade mein Abitur in Göttingen. Ab dem Wintersemester studiere ich Data Science an der TH OWL – ich bin schon eingeschrieben und gerade auf Wohnungssuche in Lemgo. Daten aufbewahren, mit Zahlen arbeiten, Tabellen strukturieren – das ist genau mein Ding! Ich freue mich total auf den Start und bin gespannt, was mich hier alles erwartet.“
Bei den „Hop-On/Hop-Off-Campus-Führungen“, an die man sich einfach anschließen konnte, waren jeweils um 11 Uhr und um 13 Uhr rund 30 bis 40 Personen dabei. Schokolade aus dem 3D-Drucker, gefriergetrocknete Snacks und ein Riechparcours begeisterten nicht nur die jüngeren Gäste. Kinderschminken gab es natürlich ebenfalls.
Ein weiteres Highlight war der „Open Factory Day“ der Smart Factory OWL. Hier ging es um moderne Fertigungstechnologien, Löttechniken zum Ausprobieren und den kreativen Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Besonders spannend: Wie täuschend echt KI-generierte Bilder wirken können – und welche Risiken damit verbunden sind.
„Ich war 2012 selbst Absolvent an der TH OWL – damals hieß der Studiengang noch Maschinentechnik. Wenn ich heute die modernen Labore sehe, komme ich aus dem Staunen nicht heraus. Der Campus Lemgo hat sich unglaublich verändert – im besten Sinne! Es ist beeindruckend zu sehen, wie sich Technik, Forschung und Lehre hier weiterentwickelt haben“, sagte Matthias, der den Tag der offenen Tür gemeinsam mit seinem Sohn besuchte.
Historisch und zukunftsweisend zugleich war der älteste noch laufende Dieselmotor der Welt: Die Maschine Baujahr 1903 wurde mit modernem HVO-Kraftstoff betrieben – ein eindrucksvolles Zeichen für den Wandel im Energiesektor. Apropos: Im CIIT stellten regionale Partner wie Phoenix Contact und Weidmüller ihre enge Zusammenarbeit mit der TH OWL vor und machten zugleich auf freie Ausbildungs- und duale Studienplätze aufmerksam.
Technikbegeisterte konnten beim OWL Racing-Team einen Blick unter die Motorhaube des Formula-Student-Boliden werfen oder ein paar Schritte weiter erleben, wie CNC-Maschinen individuelle Stiftehalterungen mit Wunschgravur herstellen. Wer es spektakulär mochte, konnte Raketenfunktionstests bestaunen oder im Holzlabor Maschinen kennenlernen, die das Bauen mit dem natürlichen Rohstoff greifbar machen. In einem weiteren Labor wurde demonstriert, wie Mikroalgen, Pilze oder Bakterien nachhaltig nutzbare Stoffe produzieren.
Auch das Mobilitätsprojekt „NeMo.bil“ und das kreiselstabilisierte MONOCAB zeigten eindrucksvoll, wie die TH OWL gemeinsam mit ihren Partner:innen an zukunftsfähigen Lösungen für den ländlichen Raum arbeitet.
Ob technische Neugier, wissenschaftliches Interesse oder einfach Lust auf einen erlebnisreichen Familientag mit Zuckerwatte, Popcorn, Pommes und Currywurst: Der Tag der offenen Tür an der TH OWL auf dem Kreativ Campus Detmold und dem Innovation Campus Lemgo bot für jede und jeden etwas – und das sogar mit toller Livemusik, unter anderem im Rahmen der „Offenen Probe des Hochschulchores“. Das E-Piano und die technische Ausstattung sind durch die Stiftung Standortsicherung Kreis Lippe gefördert.